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August 2020

Was für ein seltsames Jahr. Was war. Was bleibt. Was kommt.

Was heißt schon unscheinbar, wenn man genau hinschaut.

Ein augenöffnendes Buch. Das im Benjaminschen Sinne Empathie und Emphase verbindet. – Ilma Rakusa über „Farbe: Stadt“

Wo fange ich nur an? Es ist soviel passiert – und so vieles nicht. Blogbeiträge zum Beispiel sind nicht passiert. Zwar habe ich Tonnen gelesen, mich regelrecht vollgesaugt mit Geschichten und Gedichten, einziger Halt in haltloser Zeit. Doch hatte ich nicht die Ruhe darüber zu schreiben. Und habe sie immer noch nicht, obwohl das Leben soviel langsamer geworden ist. Vieles ist in Bewegung, neu, aufregend. Deswegen wird dies auch keine Rezension, kein Beitrag über Literatur oder ein Leseerlebnis. Ich möchte mich einfach mal wieder melden, einen kleinen Überblick geben über Vorhaben und kommende Lesungen – und kurz berichten, wie ich zur Bücher-Tigerin wurde.

Was für eine Ehre

Zunächst: Dass ich nicht gebloggt habe, stimmt strenggenommen nicht. Nur eben nicht über Bücher. Meine Kolumnen für die Berliner Zeitung habe ich fast jede Woche geschrieben und noch immer staune ich, dass jede Woche ein „Stadtbild“ entstanden ist. Obwohl ich die Stadt so viele Wochen nicht gesehen, gehört, gefühlt habe. Es sind entsprechend stille, nachdenkliche Texte geworden. Nachzulesen sind sie hier.

Warum es diese Kolumnen nicht als Buch zu kaufen gibt, werde ich immer wieder gefragt. Ja, warum eigentlich nicht? In den vergangenen Wochen habe ich mir einen Schubs gegeben und ein Manuskript aus den schönsten Texten gefertigt. Kornelius Wilkens hat ein schönes Cover-Bild getuscht. Und nun liegt „Farbe: Stadt – Berliner Begegnungen“ bei meinem Wunsch-Verlag. Bang und gespannt warte ich, ob es dort unterkommt und bald – oder im Frühjahr? – als kleines Leinenbändchen erscheint. Stolz und glücklich macht mich jetzt schon, ganz egal, wie es weitergeht, dass die wunderbare Dichterin Ilma Rakusa mir ein Vorwort geschrieben hat. Was für eine Ehre.

Theobald Tiger lebt

Und sonst? Einen Buchladen gerettet habe ich, jawohl. Theobald Tiger, dieser schöne Ort in Weißensee, stand kurz vor der Schließung. Jana Heinig, eine mir bis dahin unbekannte Bibliothekarin, las ein Facebook-Posting, in dem ich eine Nachfolgerin für die bisherige Inhaberin suchte. Und griff beherzt zu – wenige Tage vor dem Lock-Down. Man kann sich gar nicht tief genug verneigen vor so viel unternehmerischen Mut und diesem Vertrauen in uns Leserinnen und Leser. Mein Beitrag zum Erhalt des Tigers ist, dass ich seit einigen Wochen dort arbeite. Einmal die Woche, mit Wonne und voller Freude über den Kontakt mit all den lesenden Menschen nach der langen stillen Zeit.

In der vieles nicht sein durfte. Wie alles andere war auch die Lesebühne dicht. Das Streamen war nicht so mein Ding, deswegen habe ich einige Monate ausgesetzt. Jetzt geht es aber wieder los, nicht nur mit Des Esels Ohr. Nachdem DEO bereits im Juni in der Zionskirche stattfinden durfte (was für ein Erlebnis! Dieser Raum. Der Klang. Und so viele Zuhörer. Es war wundervoll.), werden Franziska Hauser, Susanne Schirdewahn, Kirsten Fuchs und ich am 23. August dort wieder auftreten. Um 19 Uhr geht es los und ich würde mich sehr freuen, Euch dort zu begrüßen.

Neue Bühnen

Am 2. September betrete ich eine neue Bühne und bin schon recht aufgeregt. „Geschmacksverstärker“ heißt die Veranstaltung im Zebrano-Theater, bei der ich neben drei Herren und einem Musiker unter dem Motto „Das ist doch noch gut“ Texte vorlese. Beginn ist ebenfalls um 19 Uhr.

Und am 20. September, drei Tage vor der nächsten DEO-Lesung (vielleicht dann schon wieder in der Werketage über den Dächern Berlins), kommt die wunderbare Bettina Strang nach Berlin. Gemeinsam werden wir im Fassgold, meinem Lieblings-Weinladen in Weißensee, Gedichte und Geschichten vorlesen. Ich bin schon ganz wibblig vor Vorfreude. Es wird eine Matinée, 14 Uhr, die aber, soweit ich weiß, fast ausverkauft ist.

Und wie geht es weiter mit LaufendLesen? Ich kann es nicht sagen. „Nix muss, nix geht verloren“ schrieb mir ein geliebter Mensch auf einen Notizzettel, der seitdem in der Küche klebt. Das war der Tag, an dem die Schulen schlossen. Ich denke, der Blog wird noch eine Weile schlafen. Vieles muss sich noch sortieren, zurecht schütteln. Vielleicht bringt der Herbst bereits neue Beiträge, vielleicht auch erst das neue Jahr. Vielleicht schreibe ich auch über ganz andere Sachen dann – was nicht bedeutet, dass die Literatur mir nichts mehr bedeutet. Sie wird mir weiterhin sein, was sie immer war: Zuhause, Halt und Welt. Wir werden sehen. Was war. Was bleibt. Was kommt.

2 Antworten zu “Was für ein seltsames Jahr. Was war. Was bleibt. Was kommt.”

  1. Ich freue nich wahnsinnig für Dich! Was für ein toller Etappensieg! Super!

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