Blog: Lese-Erlebnis
Die Kraft der Fäden zwischen Leben und Lektüre: I Get A Bird
Die Gedanken werden klarer, wenn man sie für jemanden formuliert. Auch kleine Gedanken finden Raum. Die unwichtigen. Ach. Was sind überhaupt wichtige Gedanken?
Wir kommen mit allem zurecht, außer mit der Ohnmacht.
Wie schreiben über ein Buch, das einen sprachlos macht? Seit zwei Wochen liegt „I Get A Bird“ auf meinem Schreibtisch und ich umkreise es wie ein gefährliches Tier. Gefährlich im Sinne von überwältigend, erschöpfend, einen verändernd. Auch während der Lektüre gab es diese Momente. In denen ich mich nicht getraut habe, es zur Hand zu nehmen und aufzuschlagen. Dünnhäutige Momente, Momente, in denen ich mich seiner Wucht nicht gewachsen fühlte.
WeiterlesenWarme Croissants und kalte Morde – Louise Pennys Krimis
Und wieder sah er das entzückende Bistro vor sich und den freundlichen Mann mit dem Messer.
Three Pines findet man nicht, Three Pines findet einen. Auch mich hat das kleine Dorf in den Wäldern von Quebec gefunden und ich habe viele Tage dort verbracht. Gute, helle Tage, trotz der düsteren Ereignisse, die den Ort in verblüffender Anzahl regelmäßig heimsuchen. So viele Tote, und eine Tat perfider als die andere. Dass die Bewohner der schmucken Häuser rund um den Anger weiterhin so vertrauensvoll und heiter beisammensitzen, essen und trinken, kann man nur bewundern.
WeiterlesenVerwoben: Von Lebensbüchern und magischen Momenten
„Und Ulrich bemerkte nun, daß ihm dieses primitiv Epische abhanden gekommen sei, woran das private Leben noch festhält, obgleich öffentlich alles schon unerzählerisch geworden ist und nicht einem „Faden“ mehr folgt, sondern sich in einer unendlich verwobenen Fläche ausbreitet.“ – Robert Musil, MoE
Es ist wohl kein Zufall, dass das Kind seine ersten Schritte auf der unendlich verwobenen Fläche in dieser Zeit der Stille und des Stillstands getan hat.
WeiterlesenVom Trauern, Sterben und Leben: Herr Rudi und die anderen
Wenn die ganze Welt in den Hände zerbricht, wird es einen Moment zwischen Dir und dem Universum ganz, ganz still. (Anna Herzig, Herr Rudi)
„Verknallte Grüße, euer Team von Voland & Quist“ heißt es am Ende der Verlags-Mail zum Erscheinen von „Herr Rudi“. Spätestens da wusste ich, dass ich Herrn Rudi kennenlernen muss.
WeiterlesenVon Gewalt und Kraft: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt
Die Verbindung von Zärtlichkeit und Strenge ist eine unschlagbare Kombination. Wie Not und Intelligenz, die nicht durch formale Bildung geschliffen ist. (Maya Angelou: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt)
Eine gute Freundin und ich, wir haben am selben Tag Geburtstag, schenken einander seit rund 15 Jahren jedes Jahr ein Buch. Und beweisen Jahr für Jahr, dass man auch Vielleserinnen noch überraschen kann.
WeiterlesenWohnsitz von Welt und Detail: Mein Alphabet
Mein Augenmerk gilt den kleinen Dingen, denn in ihnen spiegeln sich die sogenannt großen. Das Augenmerk muss aber präzis sein. Und das Gesagte erst recht. (Ilma Rakusa, Mein Alphabet)
Cafés sind fast immer ein guter Ort um zu lesen. Manche Bücher wollen aber geradezu im Café gelesen werden – sowie es Cafés gibt, die unmissverständlich nach ihrer Lektüre rufen. Genau dort und in diesem Moment.
WeiterlesenDie Kraft des Kontakts: 180 Grad
„Vielleicht sollten wir versuchen, den Anderen nur noch so viel Unterschiedlichkeit nachzusagen, wie sie tatsächlich verdienen. Aber um zu wissen, wie viel das ist, müssten wir sie kennenlernen.“ (Bastian Berbner: 180 Grad)
Vor genau einem Jahr stieß ich beim Weglesen alter Zeitungen auf einen Satz, der mich seitdem in Gestalt des damals ausgeschnittenen Artikels auf meinem Schreibtisch begleitet.
WeiterlesenWie übersetzt man „Umpfigkeit“? Zum Hieronymus-Tag
BASOREXIE: Der plötzliche Drang, jemanden zu küssen.
ANTIZIPATION bedeutet, sich Freude zu stibitzen. Ein unbekümmertes Verbrauchen von Wonnen, die noch gar nicht gesichert sind. (Tiffany Watt Smith / Birgit Brandau (Übersetzung): Das Buch der Gefühle
Stibitzen. Wie lange habe ich das Wort nicht gelesen.
WeiterlesenAtemlos und sehr nah dran: Laufen
…du konntest immer Eis essen, auch im Winter. Wie kann man denn Dinge gerne tun und trotzdem nicht mehr leben wollen? Du wirst jetzt nie wieder Eis essen, hast Du da mal drüber nachgedacht? Ich muss langsamer laufen, es ist zu heiß, die Strecke ist zu lang. Ein ein aus aus aus. (Isabel Bogdan: Laufen)
Auf Seite 94 liest man es zum letzten Mal, dieses „Ein ein aus aus aus“, vorher dutzende Male…
WeiterlesenVom Verwobensein: Was man von hier aus sehen kann
„Jetzt sind wir ganz allein, sagte ich. Der Optiker legte seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich heran. „Keiner ist alleine, solange er noch wir sagen kann“, flüsterte er. Dann gab er mir einen Kuss auf den Kopf. (Marianna Leky: Was man von hier aus sehen kann)
In den letzten Jahren erlebte ich mehrfach dieses magische Ineinandergreifen von Ereignissen…
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