Über mich

„Es ist ein ständiges zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Kopfes Denken und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlichen Hirns Empfinden…“

So beginnt Thomas Bernhards Buch „Gehen“. Zack! ist er da: Musils Möglichkeitssinn. Und Boing! Was der wohl berühmteste Geher Franz Hessel zu dieser, neben dem Lesen und Küssen, schönsten Tätigkeit gesagt hat: „Flanieren ist eine Art Lektüre der Straße“.

Damit ist auch das meiste über mich gesagt – jedenfalls für alle, die in der Wirklichkeit auch „eine unendlich verwobene Fläche“ (wieder Musil) von möglichen Wirklichkeiten sehen und weniger eine Ansammlung von Daten und Fakten. Wer die sucht, wird am Ende fündig.

Was zu lesen mich froher macht – die Straße und die Menschen oder die Bücher und fliegenden Blätter – kann ich nicht sagen. Lieber schreibe ich über beides. Bücher sind mir alles, seit ich denken, zuhören und – ein paar Jahre später – lesen konnte. Die erste Geschichte schrieb ich mit sechs Jahren und habe seitdem nicht damit aufgehört. Das mit dem Laufen kam später. Die mangelnde Wertschätzung des Kindes von Spaziergängen läuft wohl unter altersbedingt. Viele von ihnen enden heute in Buchhandlungen. Dort kaufe ich Bücher und nur dort. Das Internet ist ein großes Abenteuer. Aber Buchhandlungen sind die Orte, wo alles zusammentrifft. Der Knubbelpunkt von Stadt, Straße, Text, Papier, Geschichten. Mehr Wirklichkeit geht nicht. Vielleicht noch im Café, aber nie ohne Buch.

Was ich sonst mag? Alles, was auch aus Papier ist. Briefe. Notizbücher. Fotos. Fotoalben. Zeichnungen. Nichts, was aus Plastik ist, mit Ausnahme von Luftpolsterfolie. Nudeln. Farben, vor allem alle blauen. Die Städte und Hügel Umbriens. Was Kinder sagen. Es ist oft klug und noch öfter lustig. Tulpen. Wasser. Nachdenken und Nachgedachtes. Brahms, Barock und die Beatles. Rotwein. Tanzen.

Was ich nicht mag: Gedankenlosigkeit. Rosenkohl. Alles aus Plastik (außer Luftpolsterfolie). Lila. Schnelle Urteile. Hashtags. Jammern auf hohem Niveau. Amazon und Co. Milch im Kaffee. Billigfliegen. Radiowerbung. Unverbindlichkeit.

Ohne was es nicht geht: Die Klarinette. Und Rilke. Denn: „Manchmal braucht es die Dichter“. Einer von hundert gültigen Sätzen im mir liebsten aller Jugendbücher: Cath Crowley, Das tiefe Blau der Worte. Allein der Titel. Alles drin. Trotzdem ein paar Zahlen und Fakten.

Geboren bin ich 1975 in  München, als Teenager Umzug ins sehr geliebte Rheinland. Studium der Literaturwissenschaft, Politik und Geschichte in Düsseldorf begonnen. Idee für ein paar Semester nach Berlin zu gehen. Dort kleben geblieben. Mit einem Freund eine Buchhandlung eröffnet: Das Antiquariat Johann Nadelmann  gibt es immer noch, allen Unkenrufen zum Trotz, seit bald 20 Jahren. Das Handwerk des Journalismus bei der Berliner Zeitung  gelernt, auch an ihr kleben geblieben. Als Kolumnistin schreibe ich für jede Woche eine Geschichte aus der Stadt, über Bücher, Autoren und andere Menschen und ihre Geschichten regelmäßig. Dort und anderswo. Denn die Dichter braucht der Mensch manchmal. Ohne Geschichten ist er nichts.